Lipödem: Richtig erkennen, richtig behandeln

29. Oktober 2019


Vielleicht spüren Sie seltsame Knoten in den Beinen. Vielleicht haben Ihre Beine stetig an Umfang zugenommen und Sie finden dafür keine Ursachen in Ihrem Lebenswandel – schließlich treiben Sie Sport und halten Ihr Idealgewicht. Oder im Gegensatz dazu: Sie führen die neuerlichen Schmerzen in den Oberarmen auf die plötzliche Gewichtszunahme zurück. Die Erkrankung Lipödem ist tückisch, da sie sich in unserer auf übertriebenen Perfektionismus getrimmten Welt oft in einer Grauzone aus Scham oder, als Gegenbewegung dazu, auf der Welle des body-positiven Widerstands bewegt. Lesen Sie hier, wann „dicke Oberschenkel“ eine Krankheit bzw. ein ernstzunehmendes Symptom sein können und ab wann ein Besuch beim Facharzt vonnöten ist.

Was ist ein Lipödem?

Ein Lipödem ist eine fortschreitende Erkrankung, bei der eine Fettverteilungsstörung im Gewebe – dabei fast ausschließlich bei Frauen – auftritt. Unter einer Fettverteilungsstörung versteht man in diesem Zusammenhang, dass sich die Fettzellen bei gleichzeitiger Wassereinlagerung im Gewebe vermehren und vergrößern, was zur Umfangzunahme betroffener Körperbereiche führt. Diese Fettansammlung an den Beinen kann auch die Arme und ggf. das Becken/ den Bauch betreffen; jedoch niemals die Hände oder die Füße.

Lesen Sie jetzt alles Wichtige zum Thema: Woran kann man das Lipödem erkennen? Welcher Arzt ist der richtige für Diagnose und Behandlung? Was kann man gegen die Fettverteilungsstörung tun und welche Therapiemöglichkeiten stehen Ihnen zur Verfügung?

Inhaltsangabe:
1. Lipödem: Die Symptome
2. Diagnose
3. Unterschiede zu anderen Erkrankungen
4. Risikofaktoren und Ursachen
5. Prognose
6. Lebensqualität steigern – mit diesen Tipps
7. Therapiemöglichkeiten
8. Fettabsaugung

Lipödem: Die Symptome

Die Diagnose Lipödem sollte vom Arzt festgestellt werden. Da es Parallelen zu anderen Erkrankungen oder Mischdiagnosen geben kann, ist eine Selbstdiagnose nicht zu empfehlen. Dennoch ist diese Erkrankung komplex — sprich, sie kann unter Umständen auch Mediziner herausfordern. Deshalb wollen wir uns an dieser Stelle einmal mit typischen Symptomen auseinandersetzen und im Folgenden Abgrenzungsmöglichkeiten zu ähnlich wirkenden Krankheiten aufzeigen.

Diese Fachärzte sind für die Diagnose zuständig: Hautarzt, Phlebologe (Venenfacharzt), Lymphologe (Lymphfacharzt).

Zu klassischen Lipödem-Symptomen zählen vor allem diese drei : Eine Vermehrung des Fettgewebes auf symmetrische Weise, Druckschmerzen und allgemeine Schmerzen sowie eine erhöhte Neigung zu Blutergüssen im betroffenen Fettgewebe.

Die Symmetrie ist wichtig für die Diagnose, denn es ist äußerst selten, dass das Lipödem nur eine Körperseite betrifft.

Entscheidend ist zudem die betroffene Körperregion. Meistens tritt die Fettverteilungsstörung an den Beinen bzw. den Oberschenkeln auf, seltener an den Oberarmen, manchmal an Armen und Beinen zugleich. Die Fettverteilungsstörung am Bauch oder dem Gesäß tritt seltener auf. Hände und Füße betrifft die Diagnose nicht, weshalb bei starker Lipödem-Ausprägung ein „Fettkragen“, also ein deutlicher Übergang zwischen Hand und Arm bzw. Fuß und Bein sichtbar wird. Im fortschreitenden Stadium kann man die Entstehung von „Wammen“ oder Fettlappen beobachten. Das ist für Betroffene sowohl unangenehm als auch gefährlich, da sich in den so gebildeten Hautfalten Infektionen entwickeln können.

Schmerz ist ein wichtiges Puzzlestück bei der Diagnosefindung. Bei anderen, auf den ersten Blick ähnlichen Diagnosen, wie etwa der Adipositas (Fettleibigkeit) oder Cellulite, tritt er nicht auf. Das Lipödem kommt immer mit Spannungsgefühlen und Schmerzen daher. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung steigert sich das Schmerzempfinden.

Die Beschaffenheit des Fettgewebes ist meist sehr weich und weist manchmal kleine Knoten im Unterhautfettgewebe auf (als eine „Verhärtung im Oberschenkel“ bezeichnen es manche Frauen); das Gewebe ist druckempfindlich und entwickelt auffallend leicht Blutergüsse.

Das Lipödem ist nicht konstitutionsabhängig — es tritt unabhängig vom Körpergewicht auf. Natürlich bedeuten nicht alle Fettablagerungen in den Beinen automatisch diese Diagnose, es wird aber kritisch, wenn Symptome abgetan werden, etwa als „ich habe zuviel gesessen“ oder „ich habe nun einmal dicke Beine“. Die Krankheit Lipödem sollte nicht unbehandelt bleiben.

Diagnose bei einem Lipödem

Die Diagnose des Lipödems nimmt ein Facharzt oder eine Fachärztin vor. Dazu wird zunächst die allgemeine Krankheitsgeschichte, die sogenannte Anamnese, erhoben. Im Anschluss wird sich die Ärztin oder der Arzt den Körper der Patientin ansehen und vor allem die betroffenen Körperpartien untersuchen.

Bei der Diagnose können die Mediziner eine Klassifizierung des Lipödems nach Marshall und Schwahn-Schreiber vornehmen, welche die Dicke der betroffenen Haut in Betracht zieht.

Hierbei gibt es vier Stufen:

HautdickeStufe nach Marshall und Schwahn-Schreiber
Unter 15 mmleichtes Lipödem bzw. sog. Lipohyperplasie
15-20 mmmäßiges Lipödem
30-30 mmausgeprägtes Lipödem
Über 30 mmschweres Lipödem

Es wird außerdem nach Lage der Hautoberfläche unterschieden. Bei der Lage wird zwischen dem Oberschenkeltyp, Ganzbeintyp, Unterschenkeltyp, Oberarmtyp, Ganzarmtyp und Unterarmtyp unterschieden; auch Mischtypen trifft man an.

Die Beschaffenheit der Haut und des Unterhautgewebes weist das Stadium des Lipödems aus:

Lipödem StadiumErläuterung des Stadiums
Stadium 1Gleichmäßig verdickte Unterhaut, glatte Hautoberfläche
Stadium 2Knotenartige Unterhautstrukturen, unebene (wellenartige) Hautoberfläche
Stadium 3Stark vergrößerter Umfang des Fettgewebes mit ausgeprägten Hautlappen, sog. „Wammen“

Bei stark Übergewichtigen mit mangelnder Bewegung ist zudem das Risiko eines zusätzlich auftretenden Lymphödems möglich, was uns auch direkt zum nächsten Punkt bringt.

Unterschiede zu anderen Erkrankungen

Manchmal können die Lipödem-Symptome mit Symptomen anderer Erkrankungen verwechselt werden.

Starkes Übergewicht (sog. Adipositas) oder ausgeprägte Cellulite, Lymphödeme (Stauung der Lymphflüssigkeit im Gewebe) und Lipohypertrophie (Fettgewebsvermehrung in den Armen und Beinen) können sehr ähnliche Anzeichen aufweisen. Schwierig wird die Diagnose vor allem dann, wenn die Erkrankungen tatsächlich zeitgleich auftreten. Deshalb ist eine eingehende ärztliche Untersuchung zum Abklären der tatsächlichen Diagnose essentiell.

Schmerz ist das entscheidende Symptom, das für die Lipödem-Diagnose spricht. Bei anderen Krankheiten, die das Gewebe sich ähnlich verändern lassen, ist mit Berührungsempfindlichkeit, Spannungs- oder Druckschmerz nicht zu rechnen. Und anders als bei einer Wasseransammlung, einem sog. Ödem, hilft beim Lipödem kein Hochlagern der betroffenen Extremitäten.

Risikofaktoren und Ursachen eines Lipödems

Leider sind die Risikofaktoren und Ursachen für die Entstehung eines Lipödems bis dato nicht abschließend geklärt.

Da die Erkrankung fast nur Frauen (unabhängig vom Körpergewicht) und vor allem in Phasen hormoneller Umstellung (Pubertät, Schwangerschaft, Menopause) betrifft, liegt die Vermutung nahe, dass Störungen des Hormonhaushaltes für die Lipödem-Entstehung verantwortlich sein können.

Da öfter mehrere Familienmitglieder die Diagnose Lipödem erhalten, scheint auch eine genetische Veranlagung möglich, während im Lifestyle begründete Ursachen wie etwa einseitige Ernährung oder Bewegungsmangel unwahrscheinlich erscheinen.

Prognose

Das Lipödem ist, wie oben bereits erwähnt, eine fortschreitende Erkrankung. Ohne eine Behandlung nehmen die Symptome zu (vgl. oben die Übersicht der vier Stufen nach Marshall und Schwahn-Schreiber). Heilung ist nach heutigem Wissensstand nicht möglich, da die Ursache unbekannt ist.

Und dennoch ist eine individuell passende Therapie absolut sinnvoll und höchst empfehlenswert, um die Fettverteilungsstörung an einer Entwicklung zu hindern – und natürlich auch, um die körperlichen wie seelischen Symptome zu lindern. Im Folgenden gehen wir auf die Therapiemöglichkeiten und die Maßnahmen zur Steigerung der Lebensqualität ein.

Lebensqualität steigern – mit diesen Tipps

Die Erfahrung zeigt, dass die Betroffenen therapiebegleitend aktiv werden können, um die eigene Lebensqualität im Alltag zu steigern und die Behandlung zu unterstützen.

Während Diäten und Venenkissen weder Entlastung noch Heilung bringen, stehen Betroffenen folgende lebensqualitätssteigernde Möglichkeiten zur Verfügung:

• Verletzungsarme Sportarten
• Komfortable Stützwäsche
• Ausgewogene Ernährung
• Bewusste Körperpflege
• Medikamentöse Unterstützung
• Psychotherapie

Bewegung kann die eigenen Heilkräfte des Körpers mobilisieren. Sportarten, die verletzungsarm sind — Schwimmen, Wassergymnastik, Nordic Walking – geben Ihnen ein besseres Körpergefühl und wirken auf natürliche Weise stimmungsaufhellend.

Speziell auf Lipödembeschwerden zugeschnittene Kompressionswäsche kann eingesetzt werden, um Schwellungen zu reduzieren und den Rückfluss von Flüssigkeit aus dem Gewebe zu unterstützen. Moderne Kompressionswäsche sieht zudem unauffällig bis modisch aus.

Während Diäten ein Lipödem nicht heilen können, kann eine individuelle Ernährungsumstellung sinnvoll sein. Richtiges Essen kann den Körper mit allen nötigen Bausteinchen versorgen, antientzündlich wirken und für mehr Balance sorgen.

Auch die Körperpflege ist enorm wichtig. Gerade bei einem der späteren Stadien darf sich die Haut nicht entzünden. Potentielle Infektionsherde sind sofort zu behandeln.

Der Einsatz von Medikamenten kann die Erkrankung selbst nicht heilen, aber unterstützend und kurzfristig (!) eingesetzt werden. Zum Einen können Betroffene bei stärkeren Schwellungen auf wassertreibende Mittel (Diuretika) zurückgreifen. Langfristig dürfen Diuretika allerdings auf keinen Fall verwendet werden. Viele Patientinnen und Patienten machen mit pflanzlichen Venenmitteln gute Erfahrungen — die Druckempfindlichkeit des Fettgewebes kann damit etwas gebessert werden.

Eine psychotherapeutische Betreuung kann ebenfalls sinnvoll sein. Heute ist der Gang zum Psychologen längst kein gesellschaftliches Makel. Vor allem bei Depressionen ist psychologische Hilfe therapieunterstützend ein Muss.

Therapiemöglichkeiten bei einem Lipödem

Als konservative Therapiemethode wird Physiotherapie (Kompressionstherapie, Lymphdrainagen) gewählt; ebenso ist eine Fettabsaugung sinnvoll.

Die Physiotherapie soll hauptsächlich die Wassereinlagerungen im Gewebe bekämpfen und die Durchblutung sowie den Wasserrückfluss begünstigen. Da gibt es beispielsweise klassisch die Lymphdrainage zur Entstauung, die sogenannte Shock-Wave-Therapie zur Durchblutungsverbesserung oder stationäre Physiotherapie für fortgeschrittene Lipödeme.

Wenn diese sogenannte konservative Methoden nicht oder vielleicht nicht mehr greifen, wird zur chirurgischen Behandlung, also einer Fettabsaugung geraten. Das kann die Erkrankten für mehrere Jahre entscheidend entlasten.

Fettabsaugung

Eine Fettabsaugung im betroffenen Bereich, sofern von fachlich spezialisierten Medizinern durchgeführt, kann den Umfang des Fettgewebes und sogar die Schmerzempfindlichkeit reduzieren.

Die Fettabsaugung bei einem Lipödem erfolgt in der H-Praxis in Köln ambulant in Dämmerschlaf und dauert je nach Körperregion zwischen 1-3 Stunden. Dr. Simone Hellmann verwendet dabei in der Regel die WAL, eine wasserstrahl-assistierte Liposuktion, wodurch das Fett sanft durch den flächenformigen Wasserstrahl herausgelöst wird.

Pro Eingriff sollten nicht mehr als 5 Liter Fett entfernt werden; je nach Umfang kann auch eine Straffungsoperation (z.B. Oberschenkelstraffung) nach der Fettabsaugung sinnvoll sein. Zur Nachbehandlung gehört das Tragen von spezieller, im Vorfeld ausgesuchter Kompressionswäsche für einige Wochen zur Reduktion von Schwellungen; nach 2-4 Tagen sind Patientinnen oder Patienten in der Regel gesellschaftsfähig.

In der H-Praxis beraten wir Sie eingehend individuell zu sinnvollen Fettabsaugungsverfahren, klären die Risiken und die Nachbehandlung mit Ihnen ab und stehen Ihnen sehr gern vom ersten Gespräch bis zur Nachsorge zur Seite.

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